Mittwoch, 26. August 2009

Es war einmal ein Komma: Internetsprache

Menschen sind faul. So faul, dass sie sogar ihre eigene Sprache und deren Pflege vernachlässigen. Einen großen Beitrag dazu leistet das Internet, in dessen Weite sich eine unerschöpfliche Anzahl Foren entdecken lässt, in denen Menschen Sätze wie "ich bin jetzt auch neu hier also hallo erstmal euch allen" zum Besten geben. Grauenvoll! Jemand, der soetwas schreibt, kann beim besten Willen nicht ernstgenommen werden. Kinder, die im Zeitalter des weltweiten Netzes aufwachsen, verlieren jeglichen Bezug zu ihrer Muttersprache und glauben, dass man einen Geschäftsbrief, genauso wie einen Chat, ohne Anrede beginnen kann. Unabhängig davon, dass Groß- und Kleinschreibung heute ebenso wenig beachtet werden, wie die elementarste Interpunktion, werden Begriffe kurzerhand vereinfacht, so dass Neuschöpfungen wie "jetz bin ich aba dran" entstehen, die einem die Schuhe ausziehen. Man schreibt so, wie viele Leute sprechen. Bourgoise. Dass der Trend vom Genitiv zum Dativ geht, ist nichts Neues und nicht nur unter Landwirten gemeinhin gebräuchlich; dass man sich mittlerweile auch von der Verwendung des Dativs abwendet und nur noch den Akkusativ in seine Sätze installiert hingegen eine neue Erscheinung. Immer häufiger hört man, dass jemand erbost war "wegen den Idiot." Es ist schon furchtbar genug gewesen, wenn jemand "wegen dem Idiot" aufgebracht war, heißt es doch korrekt "wegen des Idioten". Auf den immer wiederkehrenden seit-seid-Fehler soll an dieser Stelle nicht hingewiesen werden. Liebe Kinder, bemächtigt Euch einer gepflegten Sprache und nehmt Euch nicht der lingualen Scheiße des Idioten an, der im Zwischennetz zu allen Sachverhalten seinen unqualifizierten Senf abgibt; wählt Eure Worte mit Bedacht und hebt Euch vom Pöbel ab. (Foto: Christian Kaiser)